Kalifornien
ich durchstreife ein Land
das du bereits verlassen hast
wen dann suche ich im Kiefernwald und
wen in den Pinien dieser Hänge
meine Finger fahren durch das feuchte Gras
durch die Beeren und Sträucher gehen
meine Hände schmecke das Salz
auf deiner Haut
den großen weiten Pazifischen Ozean
den endlosen Pazifischen Ozean
auf deiner Haut
was mag passiert sein
in Kalifornien nicht ich
noch er an der Böschung
abseits der Straße such
ich ein Lebenszeichen hier
alles aber lebt meine Finger
spüren ein Zittern im feuchten Gras
das Meer rauscht die Tiere
im Meer rauschen blick hoch zum Mond
und ein Vogel durchzieht den Himmel
brandenburg machine
aber diese Landschaft hatte ich mir stiller vorgestellt
und dann wieder voller Klang doch nicht so weit so
nicht doch nicht so arid (
arid ist Amerika hinter dem Fluss dort
stehen große Wassermaschinen die
unentwegt die Flüsse leeren ins Meer
der Wind schmeckt wie Salz und Eisen
)
hier aber stehen Erdmaschinen Bodenmaschinen Brandenburgmaschinen
das wusste ich und hatte mir doch die Landschaft hatte ich mir stiller
vorgestellt ich wusste nicht dass man nichts mehr hört als das Graben
und Schnaufen der Maschine der brandenburg machine denke
ich wie ich im vorigen Sommer das erste Mal nach Garlitz fahre
die Heidegeister ihre Arme heben gleich an der Bahntrasse sehr
trocken fern von Musik aus den Dörfern jenseits der Birken diese
überhaupt diese Birken als stünde dort ein Wald nur um die Leere
noch deutlicher zu machen die Leute haben Strohmenschen dort
gebaut riesige Strohmenschen stehen an der Bahntrasse und
heben ihre Arme jedem der vorbeifährt und denkt das hier denke
ich das hier ist alles schon fort die Venus von Garlitz ist fort die goldene
die Goldene Madonna von Garlitz fort die Goldene Jungfrau der Mark
garlitz schliegnitz bliebnitz pritznitz lausitznitz rukow dukow
bruckow aber gesprochen bruhkoh wumms geht die brandenburg
machine macht Erde da wo Land war sehr trocken und irgendwann
sehr still so hatte ich mir das gar nicht vorgestellt wie still der Löß
unter meinen Schuhen nachgibt nicht mehr als sagen wir ein Blatt
am Boden im Herbst
sci
halt ich den Blick auf den Boden gesenkt kaum mehr
als ein grüner Fleck du musst sagtest du nur die Blätter
zwischen den Fingern reiben vielleicht später wenn
sehr kleine Tropfen man spürt und sieht sie nicht
meine Fingerspitzen sind schwer geworden wie die Welt
wenn der Frost verschwunden ist kehre ich zurück
dort wo kaum mehr als ein grüner Fleck war ein Wald
tiefer grüner Blätter funkelnd noch vom Regen reib
ein Blatt zwischen meinen Fingern so ist es nämlich
mit dem Reich Gottes ist es wie
wir im vorigen Jahr an die Havel
fuhren einmal ist der Boden brach
geduldig wartet nur der Fluss auf
und wirst du dein Reich den Bienen geben und wirst du dein Reich
den Vögeln geben wirst du dein Reich den Schwalben geben wirst
du dein Reich den Drosseln geben wirst du dein Reich dem Sperling
geben wirst du dein Reich der Krähe geben werden die Krähen
dein Reich erben und wirst du dein Reich dem wilden Gras geben
das vor der Türe wächst dem hohen Gras das vor der Türe wächst
das hohe Gras das alle Erinnerungen hält und birgt und sorgt dass
sie nicht verloren gehen wirst du dein Reich der Besenheide geben
wirst du dein Reich dem Wunderlauch geben und dem Moos und
den Birken und den Eschen und den kleinen Pilzen im Wald werden
sie Herr dein Reich erben oder werden sie gleich mir Rauch
und Dunst kaum mehr sichtbar noch am
einfach verschwinden ein kräftiger Wind
zieht jetzt auf kaum mehr sieht man noch
wo der Fluss endet und der Himmel beginnt
Gleisdreieckpark
und ich denke ist es nicht erstaunlich
dass wir trotzdem sind dass nicht
die Einsamkeit Gottes in die Schöpfung trat
dass er obwohl allein in der Finsternis
und ohne Form & Himmelsschein so viel machte
dass Laternen sind dass Regentropfen Asphalt
körner Lichtkegel Planeten auf dem
schwarzen Wasser sind und sind ein jedes
fügt sich ein zu zweien und dass die Sterne sind
die dich umkreisen und dass die Himmel sind
ebenso wie zwei Füchse im Strauch
vom Beginn der Nacht bis zu ihrem Ende ständig sind
und ich denke die erstaunliche Einsamkeit Gottes
und ich denke du beugst dich herab
und ich denke dass du trotzdem deinen Körper
über mir aufspannst wie das kalte Firmament
dass ich mich heimisch mache unter deinen Trabanten
Erdtrabant
ein anderer Abend später
einsam & horny & wartend
auf den Mond: die Erinnerung
an John Burnside in Nantesbuch
ein Baum unter den Eichen
der Geruch von warmem Holz
von der guten Erde
die Laterne am Turm meine
roten Augen I’ve been versuchte ich
zu sagen I’ve been reading Heidegger a lot
und gerade als wir den Weinvorrat
der Bayerischen Motoren Werke
vernichtet hatten das Knirschen
der Steine vor dem Hof
die unsicheren Schritte in der Dunkelheit
derselbe Mond über dem Turm
den Moosgewächsen ein Totenstern
wie den Spinnen am Giebel
dem blinden Teich
den Auerochsen die kein menschliches Auge
jemals gesehen hat nicht in hundert Jahren
nicht solange die Planeten kreisen
derselbe Mond in dieser
wie der anderen Welt
und wovon die Krater sprechen: ein übriges Gedicht
dass jemand den Staub schreibt
dass jemand nach uns schreibt
wartend & Stille
dass Bäume sind
dass noch der Mond über Bäumen steht