WYDAWCA: STOWARZYSZENIE WILLA DECJUSZA & INSTYTUT KULTURY WILLA DECJUSZA
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die Gedichte

Fallen – horizontales Aufbegehren

Am Himmel eilen Kopfkissen

Nicht mehr Wache schieben
und noch nicht schlafen
Im Fallen aufgehoben
Wo sind wir nur
wenn wir nicht mehr wach sind
und noch nicht schlafen

Am Himmel wandern Kellerasseln
immer schneller
Die Nacht sie kommt sie kommt
An jedem dunklen Horizont
eine kleine Revolution
Erinnerung opak
an stillgelegte Träume
Im Steigen aufgehoben
nur deine alltagssatten Glieder
gehorchen noch der Schwerkraft
der Rest drängt mit den Massen

ad astra

 

Leipzig im März

Am Buchmessesonntag die Straßen
still und nebelverhangen
Vor mir zwei Verschwommene
Punkte
Ich komme näher meine Stiefel
schlagen auf das Pflaster
Versuch im Nebel
sich wenigstens zu hören
Vor mir spazieren zwei Frauen
Zwillinge vielleicht
siebzig Jahre alt
die bis in das kleinste Detail hinein
die gleiche Kleidung tragen
Sie laufen dicht beieinander
ihre grünen Krokodilledertaschen
schaukeln rhythmisch ihre knallorangenen
Kappen wippen mit ihren Schritten
lila schillern ihre Schühchen
klein sind die beiden
Im Nebel laufe ich
einfach nur ihnen hinterher
ziellos hefte ich mich an
das unhörbare Klackklack der vier
Puppenschuhe
Dann biegen die Doppelten
in eine andere Straße
verschwimmen im weichen Schatten
einer Toreinfahrt tauchen
unter ins Dunkle
Ich laufe weiter
durch Watte
hinter den Anderen Einsamen
die durch den weißen stillen Sonntag treiben
auf der Suche oder Flucht wie auch
immer

 

Nur die Nieren bleiben beieinander

Man sinkt zusammen
ins Eigene
draußen der Wind
den man nicht abhalten konnte
Nierenschützer statt Nizza

Ob man will oder nicht
zu viel zu wenig
das Rotlicht die Kühlpackung
immer alles
an der falschen Stelle
zu lange im Winter gewartet
zu nah und zu fern
romantisch oder abgeklärt
man trifft sich nie
das Äußere und das Eigene
fallen zusammen manchmal
Begegnung in der lauwarmen Diele
„wenn Gott will“
und die Heizung nicht spinnt

Nur die Nieren bleiben beieinander
bis ans Lebensende
und spielen Mikado vor sich hin

 

Vor der Schwärze

Als Kind mich gefürchtet
vor der Schwärze der eigenen
undurchdringbaren Pupille

 

Wolken (Rückzug ins Hellblaue)

Manchmal
verfolgen sie dich
sind jede Person
vor der du dich fürchtest

Manchmal beobachten sie Morde
doch erzählen dann Märchen
Rückzug ins Hellblaue
Aufbauschen ins Harmlose 

Heute
streicheln sie
den Kummer in den Schornsteinen
Morgen
wissen sie nichts mehr davon

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Dückers-Landgraf Tanja [autor]

Tanja Dückers-Landgraf | ur. 1968 w Berlinie; pisarka i publicystka. Autorka około dwudziestu książek (powieści, opowiadań, zbiorów poezji, esejów, książek dla dzieci), także sztuk teatralnych i słuchowisk radiowych. Współpracowniczka politycznego programu fabularnego Deutschlandfunk. Ostatnio opublikowała tom „Anton Landgraf. Aż tutaj i dalej. Linke Kritik und Kritik der Linken” (Wydawnictwo Tiamat). Członkini Amnesty International, PEN Berlin i Stowarzyszenia Christy Wolf.